Kirchturm/Kirche

TU. Das Gotteshaus stellt eine gotische Hallenkirche dar, deren Vorbild die Elisabethkirche in Marburg ist. Bauten dieses Typs sind in Niederhessen und Waldeck zahlreich.

Das Erbauungsjahr des ehrwürdigen Gotteshauses in Bad Wildungen aus dem Mittelalter kennt niemand. Kirchen wurden damals nicht in zwei Jahren, sondern vielleicht in zwei Jahrhunderten gebaut. Diese Kirche wird um das Jahr 1300 angefangen worden sein und wurde mit dem Kirchturm vollendet, als man schon bald 1500 schrieb. Die Hauptbauzeit fällt in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts.

Der Turmbau wurde nach einer längeren Unterbrechung im Jahre 1488 fortgeführt. Eine Inschrifttafel an der Südseite des Turmes mit der Jahreszahl 1489 markiert die Stelle, an der mit dem Weiterbau begonnen wurde. Nach einer weiteren Bauunterbrechung in den Pestjahren 1492-1495 konnte 1497/98 die Stube des Turmwächters fertiggestellt werden.

Der Kirchturm hatte zuerst eine sehr hohe Spitze, die - nach einem Blitzschlag 1550 etwas niedriger wiederaufgebaut - 1809 endgültig abgetragen und durch die jetzige Haube ersetzt wurde. Im Turm hängen 6 Glocken, von denen 5 geläutet werden und eine als Stundenglocke angeschlagen wird. 4 Glocken mußten nach dem zweiten Weltkrieg neu beschafft werden.


Den aus Bundsandstein errichteten mächtigen Baukörper des Gotteshauses dominiert der hohe Kirchturm, der schon von fern das Stadtbild charakterisiert.

Begleitet von mächtigen, übereck gestellten Strebefeilern erhebt sich der Kirchturm über quadratischem Grundriß im Westen des Bauwerkes. Die unteren, durch Kaffgesimse getrennten Geschosse sind geschlossen, während das Glockengeschoß große, spitzbogige Schallöffnungen mit Maßwerk aufweist und zudem durch Linsen und Blendmaßwerk geziert ist.

Nicht nur optisch steht der Turm der Stadtkirche in Spannungsreichen Gegensatz zur Silhouette von Schloß Friedrichstein; er drückt auch das Selbstbewußtsein der wirtschaftlich und politisch einflußreichen Bürgerschaft aus.

Die Turmbekrönung besteht aus einem umlaufenden Galeriegeschoß mit Maßwerkbrüstung und Dreiecksgiebeln an den Seiten. Hier sind die durch Fialen zurückgestuften Strebepfeiler gerundet. Den Abschluß bildet eine achtseitige geschweifte Haube, die von einer oktogonalen Laterne bekrönt wird. In die Winkel zwischen Turm und Langhaus sind im Norden die mit dem Langhaus fluchtende Geismarsche Kapelle eingesetzt, im Süden ein Treppentürmchen.